Porsche Ice Experience in Finnland

 

 

by Alexander Lewinsky

Schnelle Autos, Eis, Driften – ein absoluter Männertraum! Und Alex durfte beim exklusiven Porsche-Event dabei sein!

Es ist schon faszinierend, was sich große Autohersteller alles einfallen lassen, um das Thema Auto und die damit verbundenen Erlebnisse auf ein neues Level zu bringen. Jetzt mal gut anschnallen, denn hier kommt Porsche mit der Porsche Ice Experience!

 

Ort des Geschehens: Kittilä in Finnland bei -20 Grad. Hier herrschen Kälte und Eis. Und genau darum soll es hier gehen – Driften auf dem Eis! Damit auch alles klappt wird von Porsche zuerst kurz und verständlich die Basis des Driftens erklärt. Warum, wieso, weshalb? Und wie bekommt man es am besten hin: Tipps und Tricks, Sicherheitshinweise, Verlagerung von Gewicht, Schwerpunkt und Antrieb, Anwedeln, Gegenlenken. All die schönen Werkzeuge, die bald benötigt werden, denn es wird gerutscht, was das Gummi hergibt.

 

 

Die Teststrecke: Auf einer exklusiv von Porsche präparierten Gesamtfläche von beeindruckenden ca. 300 Hektar (50 Fußballfelder). Im Sommer Sumpfgebiet, im Winter Drift-Paradies. Es gibt Parcours-Strecken, Paddocks, Kreisel, sogenannte ‚Forest-Strecken‘ durch Wälder und Rennstrecken für Taxifahrten mit professionellen Rennfahrern. Noch eine kurze Erklärung en detail von seitens der Profis zum Thema Unter- und Übersteuern. Kurzes Anbremsen heißt, Gewichtsverlagerung nach vorne. Denn nur, wenn die Hinterachse entlastet ist, gelingt der Drift. Und um den noch schöner zu meistern, wird ‚angewedelt‘. Will man die Linkskurve beispielsweise driften, hält man sich vor der Kurve erstmal links. Kurz vor der Linkskurve anbremsen, Gewicht kommt auf die Vorderachse, zackig nach rechts lenken und gleich zackig zurück links, wedeln eben, und rein in den links-Drift. Gefahren wird von früh morgens bis abends, bis die Sonne in einem atemberaubenden Abendlicht verschwindet. Und die Kräfte folgen ihr auch gleich, denn acht Stunden hochkonzentriertes Autofahren, genauer gesagt Driften, ist extrem anstrengend. Hinzu kommt, dass man sich in keinen gewöhnlichen Autos befindet, sondern unter anderem mit einem Turbo S mit 585 PS, Cayman GTS, Carrera 4 GTS, oder auch Panamera Turbo unterwegs ist. Alle sind so unterschiedlich, dass natürlich auch alle getestet werden müssen. Heckantrieb, Allrad, mal Motor vorne, mal hinten, mal mittig — es wird alles erprobt und hautnah erlebt, wie sich die Autos auf Eis verhalten, wenn die elektronischen Helferlein alle mal ausgeschaltet sind. Oder zumindest beinahe.

 

 

Am nächsten Tag folgt man dem Instructor-Wagen zum jeweiligen Testbereich. Es geht in Reih und Glied über das Eis, der „Entenmama“ hinterher. Den Abschluss von den meist fünf Autos pro Gruppe macht ein Cayenne, gefahren von einem weiteren Streckenposten. Am Parcours angekommen wird die Strecke einmal langsam mit rund 30-35 km/h abgefahren. In jeder Kurve erklärt der Profi aus dem ersten Auto via Funk die Tipps und vor allem Tricks, um ihn gleich alleine und schneller meistern zu können. Punkte zum Abbremsen, Anwedeln, Driften, ein/Gegenlenken — es gibt einiges zu beachten. Pylonen markieren immer wieder mal die Ideallinie. Die Fahrbahn ist meist um die fünf Meter breit, eingegrenzt von kleinen Schneemauern mit circa einem halben Meter. Als der Winter kam wurde die Fahrbahn immer und immer wieder mit Wasser aufgegossen und geglättet. Es ist natürlich wichtig, dass nicht über Bodenwellen gedriftet wird. Nicht zuletzt danken es die Stoßdämpfer und vor allem aber das große Techniker-Team von Porsche, die im Anschluss jedes der 130 Autos vor Ort in der großen, auf 15 Grad beheizten Garage auf Herz und Nieren prüfen und für den nächsten Tag wieder startklar machen.

 

 

Die Testrunde ist vorbei, jetzt wird es ernst. Zwei Sekunden den PSM Knopf gedrückt bringt das Auto in den Sport Compact Modus. Das heißt, elektrische Helferchen sind jetzt fast aus, greifen nur bei ganz groben Situationen ein. Wer möchte, drückt ein weiteres Mal drei Sekunden, um auch auf diesen letzten Strohhalm zu verzichten. Mit genug Sicherheitsabstand zwischen den Teilnehmern wird nun der Parcours abgefahren und gedriftet. Sieben, acht Runden lang. Jeder bekommt pro Runde direkt Feedback der Instrukteure via Funk. Meistens Verbesserungen, Anregungen, selten Lob — doch das wird sich von Runde zu Runde ändern. Man lernt. Permanent. Alleine schon beim Zuschauen der Kollegen. Jeder Drift, der einen Meter länger gezogen, ein paar Grad steiler gemeistert wird, ist ein voller Erfolg. Man gewinnt Vertrauen, baut Mut auf. Großer Spaß! Es folgt der noch größere Angriff in der nächsten Runde, man geht aufs Ganze. Gas! 55 km/h! Übermut. Zu schnell hier, zu spät da, menschlicher Instink lenkt falsch ein, oder eben nicht, Hände vom Lenker — Boom. Der Turbo S hat mit seinen 585 PS in der Schneewand eingeparkt. Senkrecht. Eine schöne Aussicht eigentlich, so direkt in den strahlend blauen Himmel. Nichts weiter passiert, Gott sei Dank. Kurz schnaufen. Rückwärtsgang! Es tut sich nichts. Vorwärts? Nichts. Hilfloses Rangieren. Vorbildlich aufgesessen. Es folgt der schnelle Griff zum Walkie-Talkie: „Stop, Stop! Ich brauche einen Cayenne!“. Mit diesem Kommando wissen alle anderen Teilnehmer auf der Strecke Bescheid, es ist etwas passiert, ein Auto steckt fest. Alle bleiben sofort stehen — bis auf einer! Der geliebte Cayenne, ebenfalls Turbo S. Der steht nämlich sonst nur am Parcoursrand und schaut seinen kleinen Brüdern beim Spielen zu. Er hat Aufsichtspflicht, sozusagen. Mächtig und beeindruckend kommt er zum kleinen Mallheur. Gelenkt von professionellen Fahrern steht einem bei diesem Anblick der Mund auch hier gerne mal offen. So einem riesigen, majestätischsten Fahrzeug von weitem zuzusehen, wie er durch den Parcours marschiert, als sei es ein gemütlicher Waldspaziergang. Der Turbo wird angeleint, mit wenigen, gekonnten Zügen aus dem Schnee zurück auf die Strecke gebracht. Alles in Ordnung. Gott sei Dank. Eine Standpauke blüht nicht, vielmehr ein Strahlen, ein Daumen nach oben und schon setzt sich der Cayenne wieder in Bewegung und ist weg. Der Cayenne, ein Held. Deutlich kleinlauter geht die Fahrt weiter. Das Adrenalin wird veratmet. Auf ein Neues. Lernen, verbessern.

 

 

Neue Runde, neues Glück! Dieses Mal mit dem Cayman GTS. Und im Kreisel. Instrukteur voraus, fünf Schüler dahinter. Circa sechs Autolängen Abstand zum Nächsten. 35 km/h. Es fängt langsam das Rutschen an, ganz automatisch. Ein völlig anderes Gefühl, denn der Motor befindet sich beim Cayman nun mittig. Ein rollender Kreisel also. 40 km/h. Man driftet. Einlenken, gegenlenken, Gas, bremsen. Stop. Immer und immer wieder. Bis aus dem kurzen Drift das Auto und die Situation so unter Kontrolle gebracht wird, dass ein Drift von einer halben Runde möglich ist. Sieben Sekunden vielleicht? Eine schwitzende Ewigkeit hinterm Lenkrad, das steht fest. Erfolg! Wie wohl der Pokal aussehen mag? Man will mehr, es gibt Einzelunterricht. Der Profi am Rand, Funkgerät im Becherhalter. Es geht los. 38 km/h. Drift wird eingeleitet. Ziel: eine dreiviertel Runde. Mehr Gas, Lenkrad zu sehr gerissen, man wollte zu viel, Cayman dreht sich, bricht aus, macht eine Pirouette auf der Fahrbahn, 180 Grad. Stillstand. „Ah, Du wolltest einen Richtungswechsel! Ja klar, kein Problem. Gut gemacht! Dann jetzt andersrum!“. Ein beschämter Schulterblick, ein Lachen. Durchatmen. Weiter gehts, anders rum. Üben, üben, üben.

 

 

Einmal darf auch mitgefahren werden in der Taxi-Runde. Hinter dem Steuer des Turbo S, immer mit Allrad, sitzt ein professioneller Fahrer. Er wird einen recht kurvigen Parcours bezwingen und demonstrieren, was denn noch so alles möglich ist. Wie viel Luft tatsächlich nach oben ist. Es geht los. Schneller, als gewohnt. Wilder, als gewohnt. Von Drift zu Drift, von Kurve zu Kurve. Der Turbo S tänzelt durch die malerische Landschaft. Die man als Beifahrer nicht wahrnimmt, man schaut gerade aus, nach vorne, verhält sich ruhig. Der Schnee spritzt an den Seiten, die Zentrifugalkräfte wirken, ein kurzer Blick rüber auf den Tacho: 85km/h. Große Augen, schnell wieder nach vorne und weit weg einen ruhigen Punkt anfixieren. Es zumindest probieren. Für zwei Sekunden. Kurve, neuer Punkt. Man fährt gedanklich mit, nickt die inzwischen bekannten Fahrmuster ab, abbremsen, anwedeln, driften, am Gas bleiben. Nur eben ohne Boom. Und ohne Cayenne. Dafür mit doppelter Geschwindigkeit. Beeindruckend. Auto und Fahrer sind eins. Muss wohl die Königsklasse sein. Man staunt. Und fühlt sich auch nach dieser nun passiven Erfahrung wieder ein Stück überlegener und reifer. Auch wenn die ersten Schritte nach dem Aussteigen nicht wirklich danach aussehen.

 

 

Bildcredit: APPROVED, Porsche

Du magst vielleicht auch