KÖNIGIN DER KUCHEN UND TORTEN

In München Schwabing einer versteckten Straße und gut bürgerlicher Wohngegend hat sich Konditormeisterin Beate Wöllstein einen Herzenswunsch erfüllt. Vor sieben Jahren eröffnete sie auf 100qm Münchens süßeste Backstube – „Wöllsteins Desserthaus“.

Wir werden von der Herrin über sieben Mitarbeiter und 15 verschiedenen Sorten süßer Verführungen mit einem strahlenden Lächeln empfangen. In weißer Kochjacke und bodenlanger Schürze in Magenta. Diese Farbe zieht sich durch den ganzen Raum. Wird in den Verpackungen der Kuchen verwandt, selbst die nostalgische Waage im Eingang leuchtet hell in Magenta. Wir nehmen an einem langen weißen Tisch Platz und das Gespräch mit der charmanten Zuckerbäckerin kann beginnen.

Heute wollen doch die jungen Mädchen fast alle in die Medienbranche gehen. Bei Ihnen war das anders?

Ich habe schon als Kind immer gerne viel Süßes genascht und wahnsinnig gerne gebacken. Außerdem waren viele von unseren Familienmitgliedern in der Gastronomie tätig, auch ein Metzger war dabei und mein Opa war Konditormeister. Ich komme aus einer Unternehmer Familie, wir waren drei Kinder und unsere Eltern haben schon früh unsere Talente erkannt. Uns beruflich beraten.Uns gefördert. Bei mir war es mein ausgesprochenes kreatives Talent. Ich konnte gut zeichnen und gestalten. Habe mir oft kleine Häuschen, Tiere und Menschen gebastelt. Alles Dinge, die man sehr gut nutzen kann, wenn man Konditorin werden möchte.

Nach der Schule dann eine klassische Lehre?

In Starnberg. Anfang der 80er Jahre mit vier anderen Mädels. und es klingt jetzt ein bisschen doof, aber weil ich so fleißig und gut war, war ich schon nach 2 1/2 Jahren fertig. Mein Ziel vor Augen: die Meisterprüfung. Das dauerte drei Jahre, über Hilton Hotel und Vier-Jahreszeiten. Durfte auch ziemlich schnell die Tortenabteilung in der renommierten Konditorei Kreutzkamm leiten. Mein erster Wettbewerb war dann 1989 – die Teilnahme beim „Ball der 1000 Torten“. Es sollte die Frauenkirche aus Schokolade werden. Dafür habe ich dann über eine Woche Freizeit investiert – und das von Herzen gerne. Das Ergebnis: mein „Frauenkirche-Torten-Schokoladen-Kunstwerk“ wurde als schönste Torte ausgezeichnet. Ich war super stolz, die Zeitungen haben darüber geschrieben. Damit wurde mir wieder mal bestätigt, dass ich auf dem richtigen beruflichen Weg war.

Im Zeitalter von Backmischungen, Kuchen To Go und Teig aus dem Tiefkühlfach – wie wollen Sie die Jugend zum backen bringen?

Es ist tatsächlich ein Anliegen von mir, mit meiner Backschule den jungen Menschen, ob Mädchen oder Jungen zu zeigen, dass die Konditorei nicht alt und verstaubt sein muss, sondern wenn man kreativ ist und mit den Händen gerne arbeitet, ist dieser Beruf ein wunderschöner. Was mich immer sehr freut dass auch viele Väter mit ihren Kindern meine Backkurse besuchen. Und wenn die Kleinen am Ende des Tages nicht nur schmecken sondern auch sehen was sie gemacht haben ist ihr Strahlen das schönste Geschenk.

Aber früh aufstehen und schwere Mehlsäcke schleppen, schreckt viele Interessierte vielleicht ab?

Nein, auch das hat sich geändert, je nach dem wo man lernt, sind die Anfangszeiten verschieden und die Säcke wiegen heute – im Gegensatz zu früher von 50 Kilo – alle nur noch 25 …

Vegane und Glutenfreie Kuchen sind immer mehr im Vormarsch?

Keine Frage. Das muss man ernst nehmen. Das ist eine Wissenschaft für sich. Ich biete sie selbstverständlich an. Viele wollen aber auch nur mal wissen wie das schmeckt und kommen dann meistens ganz schnell wieder zum klassischen Kuchen aus Butter, Eiern Zucker und Mehl zurück.

Gibt es beim Backen ein No go?

Ich kann nur für mich sprechen – es sind die Billigangebote und Fertigmischungen. Mein Devise: Immer nur allerbeste Qualität verwenden!

Sie haben 16 verschiedene Sorten im Angebot ist ein Liebling dabei?

Die „Prinz Wöllstein“ . Viel Schokolade, Marzipan, ich sage immer die Praline unter den Torten. Außerdem wollte ich mit dem Namen Wöllstein meinen Vater ehren. Und danke sagen für seine Unterstützung und, dass er immer an mich geglaubt hat. Die „Himbeer-Tarte“ mit köstlicher Vanillecreme, und auch meine „Irish Coffee Tarte“ hat nicht nur den englischen Royals geschmeckt.

Wie, den englischen Royals?

In meiner Zeit als ich im Londoner 5-Sterne „The Dorchester Hotel“ in der P´àtisserie gearbeitet habe gehörte die ganze Königsfamilie zu unseren Kunden. Da habe ich dann für ihren „High Tea“ unter anderem meine Irisch Coffee Torte gebacken und dafür sehr viel Lob erhalten. Besonders soll sie Prinz Charles gemundet haben.

Was inspiriert Sie für neue Kreationen?

Bei einem Sparziergang über den Viktualienmarkt, zum Beispiel. Wenn ich exotische mir unbekannte Früchte entdecke. Eigentlich spuken mir täglich neue Rezepte im Kopf rum. Träume sogar manchmal davon.

Es heißt doch so schön Liebe geht durch den Magen?

Das war bei mir auch so. Meine Partnerin Caroline Winkler war vor einigen Jahren häufiger Gast in meinen Backkursen. Irgendwann hat es bei uns „klick“ gemacht. Seitdem sind wir zusammen – sehr glücklich Frau Winkler kümmert sich um die gesamte Öffentlichkeitsarbeit im Backparadies Wöllstein.

Worauf sind sie stolz?

Sehr stolz,! Dass ich in einer immer noch weltweiten Männerdomäne Fuß gefasst, Kariere gemacht, und somit vielen Frauen Mut gemacht habe, diesen tollen Beruf zu erlernen.

 

Zum ersten Mal teilt die »Promi-Dessertqueen« Beate Wöllstein ihre kompletten Backkurs-Lektionen von den Basics bis zum Profibackwerk. Dazu verrät sie ihre besten Rezepte und zahlreiche Geheimtipps. Erschienen im Christian Verlag. Ca. 40 Euro.

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