litRPG – Online-Rollenspiele als Romane erleben

Massive Schlachten, den Charakter aufleveln und gegen Fantasywesen kämpfen – für viele Gamer sind Online-Rollenspiele der Zeitvertreib schlechthin. Das Erleben großer Abenteuer auf dem PC oder der Konsole ist seit Jahren ihrem Nischendasein entwachsen. Kein Wunder also, dass nun auch anderen mediale Formate die Eigenschaften von Online-Rollenspielen hernehmen und umsetzen. Eines davon ist das litRPG – das Online-Rollenspiel in literarischer Form.Was genau ist litRPG?
Der Begriff litRPG steht für „literature role playing game“, zu deutsch literarisches Rollenspiel. Es bezieht sich auf die üblichen Konventionen, die sich in Science-Ficiton- und Fantasy-Computerspielen wiederfinden, bei denen der Spieler einen Charakter übernimmt und Quests innerhalb einer größeren Rahmenhandlung erfüllt. In der litRPG wird der Protagonist zu einem Charakter in einem Fantasy- oder Science-Fiction-Rollenspiel.
Ein Roman der litRPG nutzt dabei ähnliche Elemente, wie es der Leser aus Online-Rollenspielen kennt. Dazu gehören Charakterattribute, die schrittweise durch die Handlung verbessert werden, eine größere Rahmenhandlung, in denen der Protagonist einzelne Quests erfüllen muss, gegen unterschiedlich starke Gegner kämpft und sich mit anderen Spielern sowie Nicht-Spieler-Charakteren (NPCs) austauscht.

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Woher kommt das litRPG?
Die litRPG ist Teil der Game Lit, also der Spieleliteratur. Die Game Lit hat sich bereits Ende der 1970er, Anfang der 1980er etabliert. Zu der Zeit kamen Fantasy- und Science-Fiction-Romane mit Bezug auf Table Top Games (klassische Rollenspiele, die gemeinsam am Tisch gespielt wurden) auf. Beispiele sind die Romane zu „Dungeons & Dragons“ oder auch „Das schwarze Auge“. In die gleiche Zeit fallen Romane, die sich der Rollenspielthematik bedienten, aber eine eigene Welt beschrieben. „Dream Park“ von Larry Niven und Steven Barnes ist hier ein frühes Beispiel. Ein aktuelleres Beispiel ist das erfolgreiche „Ready Player One“ von Ernest Cline, zu dem es auch bald eine Fortsetzung geben soll.
Mit Aufkommen der Computerspiele haben auch Games die Szenarien der Table Tops angenommen und mit ähnlichen Regeln neue Welten kreiert. Zu diesen Spielen gab es dann ab Mitte der 1990er wiederum literarische Ableger, die meist die Welt des Spiels erweitert haben. Teilweise befruchteten sich die Spiele einer Reihe und die Romane gegenseitig zu einem crossmedialen Erlebnis. Das Universum zu „Warhammer 40000“ fällt hier hinein. Ein Beispiel für Romanableger zu Spielen ist die Reihe um „Assassin’s Creed“.

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Was das litRPG zum eigenen Subgenre macht
Die litRPG geht nun noch einen Schritt weiter und kopiert die wesentlichen Rollenspielelemente des Games in die literarische Form. Beispielsweise gibt es Charakterkarten mit Attributbeschreibungen, Questbeschreibungen und Kampfbeschreibungen, wie sie typischerweise auf dem Computerbildschirm zu sehen wären, und das Sammeln von Erfahrung, um Level aufzusteigen. Eine der ersten literarischen Umsetzungen dieser Art ist die 2007 begonnene koreanische Reihe „Legendary Moonlight Sculptor“. Auch das bekannte „Sword Art Online“ – als Manga und Anime erschienen – fällt in dieses Subgenre.
Namentlich geprägt hat das Subgenre der Russe Vasily Mahanenko. Als einer der ersten Autoren hat er sich intensiv mit dieser Art Literatur auseinandergesetzt und den Begriff litRPG ab 2012 geprägt. Weitere russische Autoren sind ihm gefolgt. Von Russland und Ostasien schwappte das neue Subgenre in die USA über. Nun kommt die litRPG langsam in Deutschland an und bietet eine größer werdende deutschsprachige Auswahl als Print und Hörbuch (vor allem über Audible).

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Warum litRPG eine gute Alternative zu Computerspielen ist
Die faszinierende Welt der Fantasy- und Science-Fiction-Rollenspiele lassen sich heute auf verschiedene Weisen erleben. Mit der litRPG lassen sind die Welten nicht mehr nur dem Game vorbehalten, sondern ganz persönlich in Buch- oder Hörbuchform. Und der große Vorteil der litRPG: Es ist nicht notwendig, sich mit dem unliebsamen Teil der Community rumzuschlagen, ewige Zeiten mit Farmen oder dem Suchen des richtigen Equipments zu verbringen oder auf In-Game-Käufe angewiesen zu sein. Mit einem guten Roman aus dem litRPG-Genre kann sich der Gamer zurücklehnen und ein ebenso großes Abenteuer erleben wie am Bildschirm.

 

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