Mousse T. -Musik Macht Mich Glücklich

Der DJ Mogul Mousse T. liefert auch Jahre nach seinem internationalen Hit „Horny“ einen Dance Track nach dem anderen, ohne dabei persönlich im Rampenlicht zu stehen. Endlich ist er auch selber wieder präsent und nahm sich für APPROVED nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera Zeit für ein exklusives Interview.

Wie kam es, daß der Sohn eines Akademikers die Grenzen durchbricht und Musiker wird? Wie war die Reaktion Deiner Eltern?
Der Weg in die Musik war tatsächlich nicht geplant. Mein Vater war Arzt und es war für alle, auch für mich, klar, daß ich den gleichen Weg einschlage. Doch dann ich brach mir bei meinem Lieblingssport Baseball das Knie, sodaß ich meinen Studienplatz nicht antreten konnte. Also studierte ich erst einmal Wirtschaftswissenschaften, während ich mich mit Auflegen und Songschreiben relativ gut über Wasser hielt. Doch der Ruf der Musik wurde immer lauter,bis ich meinem Vater mit 25 sagte, daß ich mich vollständig der Musik widmen würde. Er sprach jahrelang nicht mehr mit mir. Dann kam 1998 die Grammy Nominierung in der Kategorie Best Remixed Recording, zusammen meinen anderen Musikhelden Todd Terry, David Morales und Frankie Knuckles. Da nahm mein Vater endlich wahr, was ich mache. Als er schließlich noch einen Brief vom Oberbürgermeister bekam, der ihm darin zur Grammy Nomination seines Sohnes gratulierte, stand er mit Tränen in den Augen vor mir stand und sagte, „Mein Sohn, ich wusste ja gar nicht, was du großes machst“. Also, am Ende war alles gut.

Du bist seit fast 30 Jahren erfolgreich im Musikbusiness und besitzt seit 26Jahren ein eigenes Plattenlabels. Wie schafft man das in solch einer schnelllebigen Welt?
Mein Motto war damals learning by burning. Und ich glaube an Erfolg im Team, denn letztendlich habe ich meine Success Story auch meinem langjährigen Freund und Partner Errol zu verdanken, mit dem ich meine Musik schreibe und ein erfolgreiches Unternehmen gegründet habe. Unsere Musik hat gerade auch im englischsprachigen Ausland immer für sich gesprochen. Wir haben viel in Studiozubehör sowie neue Künstler gesteckt und so unsere Songs gestärkt. Seit 2000 gibt es nun auch unsere persönliche Oase, der Peppermint Pavillon auf dem ehemaligen Expogelände in Hannover. Von hier aus möchten wir gute Musik so vielen Menschen wie möglich zugängig machen. Denn letztendlich setzt sich gute Qualität immer durch, dies gilt auch bei der Musik.

Du bist sehr vielseitig, nicht nur in der Musik. So bist Du zum Beispiel auch politisch unterwegs und setzt Dich für die Umwelt ein.
Heutzutage vernetzen sich Bereiche. So verbindet man Musik oft mit Mode oder Kulinarik, aber auch immer öfter Sozialgeist und Politik. Leute interessieren sich natürlich, wofür der Künstler steht. Ich bin jetzt 52 Jahre alt und setze meine Prioritäten nun auch ganz anders. Ich überlege immer, was kann ich zurückgeben und vor allem, wie kann ich ein guter Vater für meinen 14-jährigen Sohn sein. Da will man Zeichen setzen und zeigen, was einem selbst wichtig ist. Man möchte Augen öffnen, ohne mit dem Zeigefinger zu wedeln. Daher bin ich seit einem Jahr Mitglied bei den Grünen, eher passiv als aktiv, denn man muss nicht unbedingt an der Front arbeiten, um zu unterstützen. Es beginnt eigentlich vor der eigenen Haustür. Und ich möchte, daß mein Sohn in eine Welt hineinwächst, die nicht komplett von den vorherigen Generationen zerstört wurde.

Seit einiger Zeit besteht eine Kollaboration zwischen Dir und der Möbelmarke conmoto. Euer neuestes Design ist ein wandelbarer DJ Pult für die eigenen vier Wände. Woher kam die Inspiration und ab wann ist das Designerstück erhältlich?
Musik spielt doch auch bei Möbeln eine Rolle, sie lösen Emotionen aus. Ich mag den conmoto Stil und auch den Gründer Johannes Wagner, ein toller Typ, der auch mal Sachen wagt. Meine erste Zusammenarbeit als Markenbotschafter war sehr erfolgreich, sodaß wir nun etwas schaffen wollten, was auch meiner DJ Kultur entspricht. Entstanden ist ein DJ Pult, das auch als eigenständiges Möbelteil in einer stilvollen Wohnung etwas hermacht. Zusätzlich haben wir uns von Materialien inspirieren lassen und uns Gedanken über die Funktionalität gemacht. Dieses multifunktionale DJ Pult ist für Leute, die Lust auf Musik zu Hause haben, einen Platz für ihr Equipment und Schallplatten brauchen oder einfach ihre Whiskey Sammlung daraufstellen möchten. Zur Zeit bereiten wir diverse Kampagnen und Kollaborationen vor, um einen kleinen Hype zu schaffen. Es wird bald offiziell erhältlich sein – obwohl es bereits jetzt schon einige Anfragen gibt.

Wie würdest Du Deinen Modestil beschreiben, gibt es denn einen?
Ja, und er ist 100% Mousse T. Ich bin ein großgewachsener Mann, der gerne auch mal einen schönen Anzug tragen möchte. Ich liebe tolle Kleider an Frauen, da sollten Männer auch Anzug tragen können, ohne daß sie wie Bänker aussehen. Es muss nicht immer teuer oder von der Stange sein, kann aber, solange es individuell ist. Wie bei meiner Musik ist es mir wichtig, daß mein persönlicher Modestil Qualität und Eigenständigkeit reflektiert.

Wie erlebst Du als Deutschtürke den vermeintlich öffentlich wachsenden Rassenhass in unserer Gesellschaft?
In der Kunstszene sind die Menschen viel offener für verschiedene Kulturen als anderswo. Das ist toll, führt aber auch dazu, daß man durch die rosarote Brille auf Dinge schaut, die im wahren Leben ganz anders sind. Zum Glück habe ich trotz meiner türkischen Wurzeln weniger mit Rassenproblemen zu tun; ich sehe mich aber hier eher als eine Art Botschafter als ein Idol. Wenn Menschen sagen, ich kenne Türken, aber der ist ja ganz anders oder wenn gerade Immigranten sehen, daß man auch mit Migrationshintergrund seinen Weg machen kann, dann macht mir das Hoffnung. Es ist ein Weg von vielen, aber ich denke, es gibt noch Menschen, die sehen, daß Vielfalt eine tolle Sache ist.

Zurück zur Musik – hat denn eine Musikgröße wie Mousse T. noch eigene Idole oder Vorbilder?
Einen großen Respekt habe ich vor Musikerkollegen, die etwas erschaffen oder schreiben, was für die Ewigkeit ist. Oder aber auch junge pfiffige Musiker, die Musik auf eine Art und Weise machen, wie ich sie nie gemacht hätte. Sind dies für mich Idole? Ich denke, sie haben meinen Respekt, denn ich respektiere alles, was mit Art und Craft zu tun hat. Vorbilder sind für mich Menschen wie Greta Tunberg, die im zarten Alter Ideen haben und sagen, ich zieh das durch.

Noch heute wirst Du für große Musikevents, Radio Features und TV Formate gebucht; Dein Terminkalender ist voll ausgebucht. Wie schaffst Du es, Dich fit und vor allem durchzuhalten?
Ich gehe selber gelegentlich schwimmen, konzentriere mich aber eher auf Rückengymnastik, denn ständiges Fliegen und Stehen hinterlässt irgendwann seine Spuren. Ich bin leidenschaftlicher Esser, aber zum Glück kann man sich heutzutage auch bewusst und gesund ernähren. Grundsätzlich ist es auch eine Kopfsache. Atemübungen und Meditation wirken oft wie eine Wellnesskur für das Gehirn.

Dein letztes Studioalbum feierte große Erfolge, hier und auch über die Grenzen hinaus. Was kommt als nächstes?
Ich bin wirklich sehr happy mit meinem letzten Studioalbum Where Is The Love und tatsächlich kann ich mit dem Album noch zwei bis drei Jahre international arbeiten. Dazwischen produziere ich neue Musik und Remixe für andere Menschen, bin für tolle Gigs gebucht und arbeite an meinem Plattenlabel Peppermint Jam, um coole Club und Underground Musik unter die Leute zu bringen. Ganz besonders freue ich mich auf meine nächste Single mit Katy Sledge, der Stimme von Sister Sledge, die demnächst herauskommt. Ein wirklich cooler Disco Track.

Ein Schlusswort an unsere anspruchsvollen Leser zum Thema Glücklichsein?
Das ist eine Sache der eigenen Erfahrung, das muss jeder selber erörtern. Musik macht mich glücklich und ich befinde mich in der glücklichen Position, Konsument und Produzent in einem zu sein. Es ist wichtig, daß man das Leben einfach bewusst genießt. Ich brauche keinen Luxus dazu. Das richtige Glas Wein, das richtige Gespräch mit den richtigen Freunden im richtigen Moment, alles das kann mich glücklich machen. Und immer ein Lächeln schenken.

Photo credits:

Fotos: Nela König

Styling: Oliver Rauh

Styling Assistent: Samir Abousuede

Haare & Make-up: Mona Jansen

Location: Crackers Berlin

 

 

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