NUMARINE 32XP MARLA – Die Neue Größe

Mit dem 32-Meter-Explorer schlägt die türkische Werft ein neues Erfolgskapitel auf. Weit über ihr Segment hinaus beeindruckt die vielseitige Yacht mit bemerkenswerten Features.

Höchstleistung im Yachtbau steht seit Jahren bekanntlich nicht mehr „nur“ für immer stärkere und schnellere Gleiter. Vielmehr sind es inzwischen andere Qualitäten, die sich Eigner zunehmend wünschen. Viel Platz außen und innen, Komfort selbst bei schlechter See und wochenlange Törns wie es früher ausschließlich mit Großformaten über 50 Meter möglich war, bieten heutzutage auch kompakte Explorer- und Expeditions-Yachten. Hinzu kommen die bessere Zugänglichkeit zu kleineren Häfen, geringere Auflagen und es wird weniger Crew benötigt. Doch wenn          modernes Design gefragt ist, mussten die meisten der trendigen „SUVs der Meere“ und deren Werften bislang passen.

Anders bei Numarine: Rund 50 Kilometer südöstlich von Istanbul setzten die fast 200 Yachtbauer um Werftgründer Ömer Malaz seit 2002 bis dato vor allem auf Flybridge- und Hardtop-Modelle mit Kunststoffrümpfen. Auf 35.000 Quadratmetern werden die erfolgreichen „Leichtgewichte“ ebenso aufwendig wie effizient nach modernsten Standards in Serie hergestellt. Neben dem eigenen XXL-Wasserbecken zum Testen der Rümpfe beeindruckt, wie penibel organisiert und sauber gearbeitet wird – dagegen sehen selbst einige europäische Werften „alt“ aus. Vom Anker bis zu den Möbeln wird bei Numarine alles inhouse hergestellt. Erstklassige Qualität und luxuriöse Details kennzeichnen insbesondere die bisherigen 32-m-Flaggschiffe. Vor allem die 105HT fasziniert mit ihren dynamischen
Linien von Hausdesigner Can Yalman und dabei überdurchschnittlichem Platzangebot.
„Wir waren nie auf Höchstgeschwindigkeit à la Mangusta oder Pershing aus, sind aber trotz schwächeren
Motoren dank Leichtbau schnell und dabei effizient“, zeigt sich Ömer Malaz während unserer Werftbesichtigung stolz und ergänzt „in fünf Jahren wird unsere Durchschnittslänge über 100 Fuß liegen und ein Großteil wird unsere XP-Serie ausmachen!“ Die 32XP bildet für Numarine den Auftakt einer revolutionär neuen Modellreihe.


Dessen Stahlrumpf wird zumindest vorerst noch extern geschweißt, um danach auf dem Wasserweg und einige Kilometer an Land zur Werft geschleppt zu werden. „Wenn wir die fertigen Yachten dann noch zum Meer transportieren können, wollen wir hier auch über 40 Meter bauen“, schmunzelt Malaz mit Blick auf die Zukunft und den komplizierten Transport der ersten 32XP.
Mit 2,10 Meter Tiefgang, acht Meter Breite und vier Decks sprengt der Explorer die bisherigen Dimensionen der vielseitigen Werft. Für deren Rümpfe zeichnet sich seit einigen Jahren Umberto Tagliavini verantwortlich. Durch den scharf und steil nach oben gezogenen Bug wirkt die 32XP auch im Wasser imposant. Das Exterieur ist insgesamt durch scharfe Linien sowie große Glasflächen geprägt. Auffällig sind die üppigen Außendecks mit der Flybridge samt zweitem Steuerstand, der Liege- und Sitzlandschaft vor der Brücke sowie achtern auf dem Oberdeck die in Relation riesige Terrasse mit Platz für die Tender.

Zusammen mit dem Cockpit auf dem Hauptdeck und der herunterklappbaren Badeplattform vor dem Beachclub im Heck sind es über 200 Quadratmeter Fläche – perfekt zum Sonnenbaden oder für Partys. Passend zum Explorer-Konzept kann ein sehr großes Beiboot an Bord mitgeführt werden. Im Fall der ersten 32XP, die im Laufe der Konstruktion ein türkischer Stammkunde von Numarine kaufte, ist es ein rund neun Meter langes Pirelli by Technorib. Es wird ebenso wie das Crew-Rib und zwei Jetskis während Überfahrten auf dem Oberdeck vertäut. Der 2,5-Tonnen-Kran hat damit leichtes Spiel, nimmt durch seine schiere Größe und seine Position allerdings eine dominante Rolle ein. Zukünftig könnte jedoch eine optisch elegantere Lösung und dadurch sogar Platz für ein Touch & Go-Helipad geschaffen werden. An dieser Stelle sei zur Erinnerung noch einmal erwähnt, dass wir immer noch von einer Yacht unter 50 Metern und 300 GT sprechen!


Für ihr Format ebenfalls bemerkenswert, auf dem Oberdeck hinter der „gläsernen Brücke“ mit Tagestoilette für den Kapitän wartet die über 40 m² große Suite auf den Eigner. Vor Anker oder in der Marina, wenn die Tender zu Wasser gelassen wurden, kann der Eigner vom Bett aus durch eine mehrteilige Glastür das grandiose Panorama genießen. Diesen Ausblick bietet auch das Bad an Steuerbord, während sich an Backbord sowie hinter dem Bett zahlreiche Kleiderschränke befinden. Alternativ ließe sich der prominente Raum wahrscheinlich als Lounge ausbauen und mit einem Schlafsofa flexibler gestalten. Der Eigner könnte bei diesem Layout in der lichtdurchfluteten Kabine einige Stufen tiefer auf dem Hauptdeck residieren. Dank der sehr großen Rumpffenster,
wovon eins für frische Meerluft geöffnet werden kann – kaum minder attraktiv, würde sie ihm alle Ehre machen.

Auch dort gibt es auf rund 30 m² viele Staumöglichkeiten für lange Törns sowie ein getrenntes Bad mit zentraler Dusche. Zusammen mit den vier großzügigen Doppelkabinen auf dem Unterdeck können maximal zwölf Gäste an Bord übernachten. Damit empfiehlt sich die Numarine 32XP auch als Charteryacht. Das unterstreicht zudem dieKlassifizierung gemäß RINA Comfort Class sowie das Erfüllen der strengen Anforderungen der DNV Class 1 Comfort Class insbesondere hinsichtlich Geräusch- und Vibrationsminimierung. Zwei robuste und sparsame CAT C18 Acert im klinisch sauberen, gut zugänglichen Maschinenraum leisten zusammen 1.450 PS und ermöglichen bei neun Knoten eine transatlantische Reichweite von 4.000 Meilen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 14 Knoten.

Zwar bietet Numarine noch keinen elektrischen Hybridantrieb an, ein „Silent-Package“ samt Lithium-Ionen-Batterien könnte aber wie bei den anderen Modellen der Werft die meisten elektrischen Aggregate inklusive der Klimaanlage geräuschlos mit Strom versorgen. Das würde den ohnehin schon bemerkenswerten Komfort ebenso
weiter steigern wie der optionale Seakeeper-Stabilisator. Der voluminöse Verdrängerrumpf garantiert an sich bereits ein hohes Maß an Komfort, Sicherheit und Stabilität.


Wieviel Platz er bietet, zeigt ein Blick in das Foyer des breiten Treppenhauses auf dem Hauptdeck.
Das ließe sich wie auf größeren Superyachten beispielsweise mit einer Skulptur oder einem anderen Kunstwerk in Szene setzen. Mit einem Gym auf dem Hauptdeck können jedoch nur wenige Großformate aufwarten – die 32XP besitzt dies daneben an Steuerbord. Wer dort keinen Fitnessbereich möchte, kann anstelle dessen sicherlich auch eine weitere Lounge, kleine Bibliothek oder ein Büro ordern. Während auf dem Hauptdeck die professionelle Galley mit Edelstahl und vier raumhohen Kühlschränken glänzt, nutzt die fünfköpfige Crew ihre eigene Küche mit gemütlicher Messe und drei angrenzenden Kabinen ein Deck tiefer.
Ob der bereits erwähnte Beachclub hinter der herunterklappbaren Badeplattform samt Loungemöbeln, Dusche, Toilette und Umkleide stärker frequentiert wird als der 48 m² große Salon inklusive Essbereich darüber, wissen wir nicht. Fest steht, dass beide Bereiche zugleich exklusiv und wohnlich eingerichtet wurden. Wahrscheinlich würde unten im Heck auch noch eine Sauna oder ein Dampfbad Platz finden, ebenso wie ein Whirlpool auf einem der Außendecks.

Die 32XP zum Grundpreis von 8,4 Millionen Euro bietet trotzdem zahlreiche Möglichkeiten zur Individualisierung
und ist eben mehr als „nur“ die Summe ihrer innovativen Features. Ausnahmslos ist neben dem hohen Qualitätsstandard die generöse Raumhöhe zu loben. Davon konnte Numarine inzwischen zwei weitere Interessenten überzeugen. Zusätzlich zum relativ günstigen Preis hat die kurze Wartezeit von rund einem Jahr ihnen die Entscheidung sicher erleichtert. Und mit den kleineren 26XP-Varianten sowie der großen 44XP wird Numarine zukünftig garantiert noch zahlreiche Eigner weltweit für sich gewinnen.

 

Text: Christian Sauer Fotos: Kerem Sanliman & Jeff Brown

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