In seiner Hauptrolle als Tennstedt in „Das Boot“ verkörperte er einen wahren Fiesling. Tatsächlich ist er der „Prinz Charming“ des deutschen Films
Letztes Jahr noch durfte ich mit August über den roten Teppich beim Opening der neuen Belstaff-Boutique schreiten, danach bewunderte ich ihn in seiner Offiziers-Rolle in der Serie „Das Boot“ und jetzt durfte ich ihn zum zweiten Mal fotographieren. Ich erinnere mich noch genau an unsere erste Begegnung und die Bilder, die wir an einer stillgelegten Tankstelle gemacht haben. Cool war er damals schon und definitiv für die Kamera gemacht. Daher war meine Freude riesengroß, einen der besten deutschen Schauspieler in Szene setzen zu dürfen und den gemeinsamen Moment festzuhalten. Wir haben viel gelacht, aber auch viel geredet. Und trotz seiner nur 39 Lebensjahre hat August-Frederik Prinz zu Sayn- Wittgenstein-Berleburg – so sein Familienname – viel zu erzählen. Hier ein paar Gesprächsaufnahmen vom Lunch beim Thailänder an der Ecke.
Dein Papa ist Deutscher, Deine Mama Schwedin. Was hat der Deutsche in Dir vom Schweden bis heute gelernt und umgekehrt? Ist die doppelte Staatsbürgerschaft ein Segen und was bist Du als August mehr?
Zur Zeit fühle ich mich eher deutsch. Das variiert aber immer. Das gute an Schweden ist der Humor und der Pragmatismus. Es ist ein teilweise sehr fortschrittliches Land aber auch sehr konform und manchmal provinziell. In Zeiten von Corona lebe ich auch definitiv lieber in Deutschland, denn den moralisch fragwürdigen Weg, den Schweden jetzt eingeschlagen hat, halte ich für falsch. Die doppelte Staatsbürgerschaft möchte ich trotzdem nicht aufgeben. Wer weiß, wann man die mal wieder gebrauchen kann.
Du bist als Prinz geboren. Ein Lebensstil der sicherlich ein Kontrastprogramm zum Showbusiness ist. Hast Du zu Hause eine Art Doppelleben zwischen adeligem und bürgerlichem Leben als August Wittgenstein kennengelernt?
Da muss ich leider enttäuschen. Es gibt kein Doppelleben und was in meinem Pass als Name steht ist kein Lebensstil, sondern lediglich eine Erinnerung an meine Familiengeschichte und damit verbundene Werte wie z.B. ein Traditionsbewusstsein. Solche Werte gibt es aber in fast allen Familien und stehen auch nicht unbedingt im Kontrast zum Showbusiness.
Jeder durchlebt seine Lehrjahre, die einen stark prägen. Wie waren Deine? Was hast Du wo studiert, was kam danach? Wann war klar, dass Du Schauspieler werden möchtest?
Schauspieler wollte ich werden seitdem ich denken kann. Wenn es tatsächlich Erwachsene gibt, die sich verkleiden und spielen dürfen, dachte ich als kleiner Pimpf, dann ist das genau der richtige Job für mich. Ich habe aber nach dem Abi zuerst einen Bachelor in Geschichte gemacht und bin erst danach auf die Schauspielschule. Generell habe ich in diesen Jahren versucht, so viel Zeit wie möglich im Ausland zu verbringen. Für junge Menschen gibt es nichts Besseres, finde ich.
Was sind die Rollen, die für Dich Meilensteine Deiner Karriere sind? Und warum?
Ku’damm 56 war sicherlich mein Durchbruch in Deutschland. Da möchte ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei Nico Hofmann (UFA) und Sven Bohse (Regisseur)bedanken. Die haben mir die Rolle des Wolfgang von Boost zugetraut. Ku’damm wurde ein Erfolg im ZDF und danach haben sich mir mehr Möglichkeiten geboten. „Das Boot“ war aber natürlich auch besonders schön, weil ich als kleiner Junge das Original von Wolfgang Petersen so geliebt habe.„ Das Boot“ ein weiterer Schritt nach vorn in Deutschland. Ich selbst war total gefesselt und schnell süchtig nach den tiefen Einblicken in die Seelen der Charaktere.
Du hattest die Rolle des Bösewichts auf der U-612. Wie war es da eng aufeinander und dunkel? Hattest Du Platzangst? Wurdet Ihr da speziell drauf vorbereitet?
Wir hatten tatsächlich eine ordentliche Vorbereitungsphase als Besatzung von U-612. Ein Bootcamp, wo wir mit den Handgriffen auf einem U-Boot vertraut gemacht wurden. Platzangst bekomme ich nicht so schnell aber es war trotzdem teilweise sehr anstrengend, weil wir eben viele Schauspieler auf engem Raum waren und ich mit 1,85 m mir eigentlich im Minutentakt den Kopf gestoßen habe. Deswegen war Karl Tennstedt auch immer so sauer in den Szenen. Tennstedt war auch irgendwo verbissen.
War das Deine Traumrolle im Film für Dich? Was hättest Du ihm geraten? Und wieviel August ist immer in Deinen Rollen?
Es ist natürlich immer was von August in meinen Rollen. Vor allem meine Phantasie. Aber ganz so missgünstig wie Tennstedt bin ich dann doch nicht. Und ich hab auch kein Problem mit verbotenen Substanzen. Außerdem mag ich Bier sehr viel lieber als Tennstedt. Das hätte ich ihm geraten, „hier komm, Tenni, trink erstmal ne kalte Patrone und relax!“
Jetzt kommt ein neues Filmprojekt. Du wechselst zum Krimi-Genre. Spielst Du den Kommissar oder den Bösen in „Das Geheimnis des Totenwaldes“? Worum geht es und wann dürfen wir Dich in Deiner neuen Rolle sehen?
Einen Kommissar. Endlich mal! Der Sendetermin ist noch nicht fix aber ich denke es wird Ende Herbst / Anfang Winter in der ARD. Meine Figur ist ambivalent, wie es jede gut geschriebene Figur sein sollte. Manche Dinge, die Jan Gerke sagt/macht sind haarsträubend. Und im nächsten Moment ist er wieder lässig und smart. Es geht um einen Serienmörder und eine verschwundene Frau und all die Dramen, die sowas mit sich bringen und beruht auf wahren Begebenheiten.
Du schreibst auch Drehbücher? Gibt es schon welche zu sehen? Eventuell sogar ein Roman in Planung?
Schön wäre es. Ich habe drei Drehbücher geschrieben und null wurden verfilmt. Ich hab das Drehbuchschreiben ein Stück weit aufgegeben. Aber ein Buch werde ich in jedem Fall noch schreiben, weil ich den Prozess des Geschichtenerzählens einfach liebe.
Corona hat die Welt verändert. Wie war bzw ist die Zeit für Dich? Eher Selbstreflexion oder Kurzurlaub auf Zeit?
Ich trau es mich immer nicht zu sagen, aber ich habe die Zeit genossen und viele neue Gedanken gefasst. Ich habe aber auch meinem Weinvorrat schwer zugesetzt.
Du hast zusammen mit Birte Hanusrichter den Podcast „Schaumgeboren“ über Bier und Freundschaft(en) gestartet. Definitiv jeden Freitag zu empfehlen. War das eine „Schnapsidee“ während Corona oder wie kam es dazu?
Birte ist eine tolle Schauspielerin und einer der lustigsten Menschen, die ich kenne. Wir sind auch sehr unterschiedlich, aber lieben diese Seiten aneinander. Wir wurden ja für die Serie Jenny Echt Gerecht zusammen gecastet. Als diese Serie nach Staffel zwei abgesetzt wurde, wollten wir irgendwie weiter zusammen arbeiten. Da bot sich das Format Podcast sehr gut an. Und, da wir beide gerne Bier trinken, aber wenig darüber wussten, haben wir den Unterhaltungspodcast „Schaumgeboren“ gestartet, wo man als kleinen Nebeneffekt auch ein wenig über Bier lernt. Aber hauptsächlich geht es natürlich darum zu entertainen und die Leute zum Lachen zu bringen.
Wenn ich an Bierkultur denke, denke ich als Bayer auch an die Lederhose. Hast Du selbst eine? Falls ja, trägst Du sie auch abseits vom Oktoberfest?
Ich hab seit zwei Jahren eine maßgeschneiderte kurze Lederhose vom Schliersee. Die habe ich während Corona viel getragen. Aber am liebsten trag ich sie natürlich zur Wiesn. Da bin ich jedes Jahr mindestens einmal. Wenn das Oktoberfest nächstes Jahr wieder ausfällt, verfalle ich mit Sicherheit in eine große Depression.
Auf der Wiesn gehört die Lederhose zum offiziellen Dresscode. Wie stehst Du zu Dresscodes?
Ich finde Dresscodes wichtig und sie können Anlässe festlicher machen. Privat bin ich auf Parties eher konservativ unterwegs. Wenn Anzug, dann bitte keine Experimente! Aber als Schauspieler darf ich natürlich auch manchmal etwas funky daherkommen. Das versuche ich dann aber eher bei Branchenevents zu machen.
Letzte Frage: Würdest Du wieder alles so in Deinem Leben machen und Schauspieler werden? Und was wünscht Du Dir von der Welt?
Naja, ich wäre natürlich auch gerne ein wichtiger Virologe geworden oder jemand, der sonst der Menschheit helfen kann. Aber wenn ich hier und da ein paar Herzen berühre und dafür sorge, dass mehr Empathie in der Welt entsteht, dann ist schon viel gewonnen.
Danke für den schönen Tag, das tolle Gespräch und die wunderbaren Momentaufnahmen.
Credits:
Photo: Oliver Rauh
Styling: Oliver Rauh & Samir Abou-Suede
Light: Markus Kehl
Grooming / Hair: Maria Mutz
Retouch: Markus Drangsal
Location: Studio Thorwaldsen