10 Fragen an den „Rockstar der Grandhotels“

Es ist das erste unabhängige Hotelranking in Deutschland. Ende November werden am Tegernsee wieder die Gewinner der »101 besten Hotels Deutschlands« gekürt. Spiritus Rector des Rankings ist Carsten K. Rath. 350 Nächte verbringt er jährlich in Hotels. Zeit für ein Gespräch: 10 Fragen an den renommierten Hoteltester…

Carsten K. Rath, auch bekannt als Rockstar der Grandhotels (© Carsten K. Rath)

Herr Rath, vor fünf Jahren haben Sie zusammen mit Ihrem Sohn David das Ranking »Die 101 besten Hotels Deutschlands« ins Leben gerufen. Welche Motivation steht dahinter?

Carsten K. Rath: Die Welt der Hotellerie verändert sich. Neue Häuser kommen hinzu, alte kommen in die Jahre, werden renoviert oder leiden an einem Renovierungsstau. Unser Ranking gibt Gästen Orientierung.

Was macht Ihr Ranking besonders?

Rath: Die Internationale Hochschule in München setzt alles daran, so nah wie möglich mit unserem Ranking and die Objektivität zu kommen. Wir vereinen Gästefeedback, die Qualitätsbeurteilung von Experten sowie internationale Rankings und kommen mit dieser Vorgehensweise sehr dicht an eine objektive Bewertung heran. Dadurch haben wir ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit.

Sie verbringen fast Ihr ganzes Leben im Hotel. Verraten Sie uns mal, was Sie in einem Hotel so richtig nervt!

Vater mit Sohn David-Noel Rath zusammen vor dem berühmten australischen Wahrzeichen – das Opernhaus in Sydney

Rath: Die lustlose Frage »Wie war Ihre Anreise?« Ich führe das manchmal durch meine Antworten ad absurdum. Dann sage ich: »Ganz ok. Außer, dass ich heute morgen beim Verlassen der Tiefgarage den Kotflügel des Nachbarn verkratzt und unsere Katze überfahren habe «. Ich frage mich immer, warum man den Gast nicht einfach freundlich empfängt: »Herzliche willkommen, schön, dass Sie da sind!«

Worauf achten Sie als erstes, wenn Sie ein Hotel betreten?

Rath: Ich bin ein sinnlicher Mensch und habe ein stark ausgeprägtes olfaktorisches Empfinden. Also achte ich als erstes darauf, wie es in einem Hotel riecht. Billige Raumdüfte oder scharfe Reinigungsmittel stören mich.

Was bedeutet für Sie Service?

Rath: Wenn Mitarbeiter die Haltung verkörpern: »Ich kümmere mich gerne um Sie« und das dann fachlich und menschlich exzellent ausführen. Ich mag es nicht, mich als Gast einem standardisierten Hotelprozess unterordnen zu müssen. Und mich nervt Unauf- merksamkeit. Oder positiv formuliert: Wenn sich jemand merkt, dass ich keine Aircondition möchte und abends die Vorhänge nicht zuziehe, dann fühle ich mich willkommen.

Was wird in der Hotellerie total überschätzt?

Rath: Das Kissenmenü. Es braucht nicht drei verschiedene Kissengrößen pro Bett als Standardausführung. Ebenfalls überschätzt sind der Wasser-Sommelier und die Holzkisten mit 20 verschiedenen Lesebrillen unterschiedlicher Dioptrien.

Die WELT hat Sie einmal den »Rockstar der Grandhotels« getauft. Fühlten Sie sich geehrt? Und was könnte die Zeitung damit gemeint haben?

Rath: Aus eigener Erfahrung als ehemaliger General Manager weiß ich: Rockstars zerlegen Dir im Rausch irgendwelcher Wirkstoffe schon mal das Zimmer. Das ist bei mir nicht der Fall (lacht). Aber vielleicht bin ich einfach nur nicht so ganz konform. Und das macht ja auch meinen Blick auf die Hotels aus.

Vater und Sohn zusammen bei der Arbeit

Hat sich Begriff Luxus in der Luxushotellerie verändert?

Rath: Luxus hat in der Hotellerie einen unglaublichen Wandel durchgemacht. Früher schlossen sich die Begriffe Luxus und Nachhaltigkeit aus, heute bedingen sie einander. Früher wurde Luxus mit Prunk gleichgesetzt, heute heißt Luxus für den Gast, Zeit und Raum zu haben. Der Luxus in der Hotellerie ist legerer und entspannter geworden, was das Äußere betrifft. Weiße Sneaker zu Anzügen sind heute kein no go mehr, sondern ebenso selbstverständlich wie Direktoren ohne Krawatten. Das erinnert eher an Street Fashion. Clochen-Service mit weißen Handschuhen ist passé.

Kann die Luxushotellerie also von der Mode mehr lernen, als die Mode von der Luxushotellerie?

Rath: Auf jeden Fall. Ich war gerade in London auf der Bond Street und stand staunend vor Läden wie Alexander McQueen und Louis Vuitton. Die dekorieren inzwischen jede Woche ihre Schaufenster neu und sogar ganze Straßen und Wohnblocks. Luxushotels sollten auch jede Woche ein neues Highlight schaffen. Gäste wollen überrascht werden.

Mit wem würden Sie gerne spät nachts an einer Hotelbar sitzen?

Rath: Mit meinen drei besten Freunden, für die ich leider viel zu wenig Zeit habe.

Vielen Dank für das Gespräch!

Fotocredits ©: Passion of Excellence AG

 

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